Was heißt „gebildet sein“?

In Marburg findet dieses Wochenende endlich wieder das Bildungsfest statt, ein Spielraum, der uns zeigt, wie wir eine freiere Gesellschaft gestalten können. An die Abendroth – Brücke schrieben die Veranstalter den programmatischen Satz Erich Frieds: „Wer will, das die Welt so bleibt, wie sie ist, will nicht, dass sie bleibt.“

Wieso verändert Bildung die Welt und macht sie freier? Weil Bildung eine zugleich aktive und passive Bewegung ist, ein wechselseitiger Lernweg, den man nicht alleine, sondern nur mit anderen gemeinsam beschreiten kann. Insofern ist Bildung auch immer Solidarisierung – und damit Befreiung.

Ein Wahlspruch der Attac-Bildungsakademie war deshalb: „Each one can teach one“. Man könnte auch sagen: Tausche Deine Dummheit gegen meine – und wunderbarerweise werden wir danach beide an Wissen reicher sein – gebildet eben.

6. Marburger Bildungsfest 2013.

Freie Bildung – Jetzt und für alle!

Democon: Idee für eine Suchmaschine für strategischen Konsum

Internetportal democon: Eine Idee zur Förderung strategischen Konsums

Entwickelt wird eine Ratingmaschine, die das Internet nach verfügbaren Konsumenteninformationen von non-profit-organisationen (Staatl. Prüfstellen, Umweltverbänden, Gewerkschaften, unabhäng. wiss. Institute etc., NGOs) absucht und dem Konsumenten, der ein Produkt kaufen will, eine ethisch begründete und geprüfte Kaufempfehlung gibt.

Der Vorteil liegt darin, dass eine Fülle von Informationen automatisch gesichtet und ausgewertet wird und der Konsument sein Kaufverhalten auf seine Prioritäten abstimmen kann, ohne viel Zeit dafür verausgaben zu müssen.

Der Benutzer kann die Ratingmaschine so konfigurieren, dass die Gewichtung der Einzelcluster prozentual den eigenen Prioritäten entspricht. Kein Cluster des objektiven Kriterienteils kann auf null gesetzt werden. (Ausgewogenheitsgebot, principle of balance).

Zugleich gibt es eine „default“-Konfiguration der Maschine, die in Abhängigkeit zu der ökonomischen, politischen und ökologischen Situation, die zur Zeit der Abfrage im Bezug auf das gesuchte Produkt relevant ist, die Kriterien gewichtet (Rückkopplungskreis Produkt-Kriteriengewichtung). Die default-Konfiguration wird von Expertenräten unter Beachtung der statistischen Präferenzgewichtung erstellt.

Bei jeder individuellen Konfiguration werden die Abweichungen der Gewichtung und der damit verbundenen Kaufpräferenz zur default-Konfiguration angezeigt. (Informationsgebot principle of information)

Der Nutzer hat zugleich die Möglichkeit, ein individuelles Profil zu erstellen, das sowohl seine Historie der Suchabfragen und deren Ergebnisse, sowie die Historie seiner Gewichtungsverschiebungen in der Konfiguration und das Verhältnis beider speichert. Außerdem kann er hier vermerken, welchen Kaufempfehlungen er tatsächlich gefolgt ist.

Diese Information kann vom individuellen Nutzer privat gehalten, der Administration zur Verfügung gestellt oder direkt veröffentlicht werden. Aus den verfügbaren und veröffentlichten Daten wird eine Nutzungsstatistik der Maschine erstellt und veröffentlicht.

Ergänzend gibt es ein Wiki, dass zu Marken/Firmen/Produkten die wichtigsten ethisch relevanten Informationen verfügbar macht (Firmenstruktur, Investitionspolitik, Lohnpolitik, betriebliche Mitbestimmung, vgl. unten zum Kriterienraster)

(Reflexivgebot principle of reflexivity): Das Portal kann selbst von individuellen Nutzern geratet werden im Verhältnis zu anderen Konsumenteninformationsseiten. Die dabei veranschlagten Prioritätensetzungen müssen bei der Weiterentwicklung berücksichtigt werden.

Das Portal muss in regelmäßigen Abständen von der Verwaltung geratet und so geprüft werden.

Kategorien des Rating:

I. Allgemeiner Teil (Objektive Seite) (mindestens 25 Prozent des Gesamtratings):

1. Sozialverträglichkeit:

a) Löhne der Produzenten im Verhältnis zum Gesamtgewinn

b) Arbeitsverhältnisse in den Produktionsstätten/bei der Distribution

c) Arbeiterrechte/ Mitbestimmung

d) Investitionspolitik des Unternehmens (wie, wofür und wo werden die Gewinne reinvestiert?)

2. Umweltverträglichkeit:

a) Rohstoffnutzung (relative Recyclingrate im Vergleich zu anderen Produkten und Recyclingmaterialmenge im Vergleich zur Gesamtmaterialmenge)

b) Energie (Art der genutzten Energiequellen, Wirkungsgrad, Energiemengenverbrauch)

c) Senken (wie viel Emissionen werden im Vergleich produziert, wie werden sie abgelagert)

d) Ökologischer Flurschaden (wie große Beeinträchtigung von welchen Ökosystemen welcher Bedeutung?)

 

II Individueller Teil (subjektive Seite):

3. individuelle Gesundheit

a) welche Schadstoffe enthält das Produkt (chemische Zusammensetzung und Forschungsergebnisse)

b) welche Wirkung hat das Produkt auf den Organismus (vor allem Ernährung)

c) welchen Effekt hat die mit dem Produkt verbundene Verhaltensänderung auf die Gesundheit des Käufers? (z.B. Auto, Fahrrad, Zugfahrkarte, Computer, Buch, Fernseher, Werkzeug, Drogen)

4. individueller Nutzen

a) wie viel Zeit und Geld spart das Produkt?

b) wie haltbar ist das Produkt (Qualität)? Problem: Wie objektivieren?

c) wie viel Lebensqualität erzeugt das Produkt?

Probleme:

1. Welche Informationen sind verlässlich, welche Organisationen werden in den Pool aufgenommen? – Lösungsmöglichkeiten:

Beirat des Alternativen Nobelpreises als Entscheidungsgremium/unabhängiger Beirat

demokratisch legitimierte und geprüfte Gemeinnützigkeit als Kriterium

2. Wie werden die Informationen technisch ausgewertet und gebündelt?

Lösungsmöglichkeiten:

als Wiki und als Open source – Projekt

Problem: Öffnung für Konsuminteressen/Kommerzinteressen möglich!

Lösungsmöglichkeit: Demokratische Wahl von Administratorenräten

3. Profile – Datenschutz und Instrumentalisierungsgefahr

Für die Möglichkeit der Datenspeicherung spricht, dass 1. die Nutzer selbst darüber entscheiden können und das 2. Der Nutzer sich selbst so Auskunft über die Entwicklung seiner Konsuminteressen und seiner Kaufkriterien geben kann. Das ist ein wirksames Instrument der Eigensteuerung und Selbstbeobachtung beim Kaufen. Der Käufer sollte Fragen stellen können wie: „Wie wichtig oder unwichtig ist meine Gesundheit für meine Kaufentscheidungen in den letzten Monaten geworden?“ „Wie liege ich damit zum Mittel der Konsumenten insgesamt?“

Zusätzlich kann über die statistische Veröffentlichung der Summendaten geprüft werden, wozu die Maschine größtenteils genutzt wird und wohin die Tendenz geht, wodurch im Selbstverwaltungsprozess die Informationsbasis bereitgestellt wird, die Weiterentwicklung der Maschine entsprechend der gemeinsamen Zielvorstellungen zu steuern.

Die angedachten Strukturen sind auf die Wahl des Arbeitgebers, die Investition von Kapital in Unternehmen und Aktien sowie auf die Wahl der Geldanlage, der Bank und der Heimat ausdehnbar.

Exklusivität

Das größte Problem ist, dass das Portal den überwiegenden Teil der Weltbevölkerung ausschließt, der weder Konsumentscheidungen oder eine der anderen oben genannten Entscheidungen frei treffen kann, noch technischen Zugang zum Internet hat. Es droht also eine Maschine der Herrschaft einer Minderheit zu werden. Die Maschine muss also so konfiguriert werden, dass sie die Tendenz befördert, eine zunehmende Zahl von Menschen in den Entscheidungsprozess mit einzubeziehen beziehungsweise die dazu nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen.

Copyright (C) 2012 Arne Erdmann.

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