Nachtrag zu Blockupy

Ich habe nochmal über die Demo in Frankfurt nachgedacht. Dabei wurde mir klar: Die Polizei hat, hoffentlich gegen ihren Willen, dafür gesorgt, dass Gruppen zu einem Einheitsbrei verschmolzen worden sind, die sich eigentlich gar nicht so gut verstehen – ich will zum Beispiel mit den Leuten von der MLPD gar nichts zu tun haben, weil die bloß orthodoxe Phrasen gebrüllt haben, die mir echt fremd sind.

Ich glaube ja, Leute schreien bloß so rum, wenn sie ihre eigenen Zweifel übertönen wollen – weil sie irgendwie merken, so ganz verstehen sie die ganze Situation in unserer Gesellschaft auch nicht, und die eigenen Schemata greifen nicht wirklich. Leider trifft dasselbe auch auf die des hessischen Innenministers zu – dessen schematische Feindbilder haben mit mir und den Leuten, mit denen ich da demonstriert habe, mit 60jährigen Gewerkschaftlern und Hippie-Clowns, die wir bloß mehr Freiheiten und mehr Gerechtigkeit wollen und irgendwie eine Gesellschaft, wo man nicht ständig Angst vor Jobverlust und unzureichenden Renten haben muss, nicht das Geringste zu tun.

Heideggers Kritik am „man“ kann man widerlegen

Ich habe gestern über ein Kurzrefereat meiner philosophischen Freundin Hannah nachgedacht, in dem sie mir vor ein paar Jahren Heideggers Kritik an dem Wort „man“ erklärt hat. Anscheinend meinte Heidegger, dass sich Einzelne, wenn sie es benutzen, in eine „Anonymität“ einer Masse von Menschen zurückziehen.

Nun heißt ja „Anonymität“ wörtlich übersetzt so etwas wie „Ohne-Namen-Sein“, das bedeutet, wer etwas anonym tut, will, dass niemand ihn ansprechen, identifizieren, kritisieren kann. Deshalb sind anonyme Taten klassischerweise Taten, die sich gegen herrschende Gewalten richten. Wer genug Machtmittel hat, seinen Willen gegen den anderer durchzusetzen, kann das schließlich auch problemlos öffentlich tun. Deshalb ist es auch wohlfeil, aus einer Machtposition heraus Menschen für ihre anonymen Taten zu kritisieren. Heidegger hatte vor dem Hintergrund der Tatsache, dass er Nazi war, vielleicht auch mehr als nur philosophische Gründe, die „Anonymität“ zu kritisieren.