Dannenberger Wald revisisted

Diesmal bin ich mit dem Zug und mit dem Fahrrad angereist, um auf dem Waldspaziergang letzten Sonntag gegen den Bau der A49 zu protestieren.

Es war schön im Wald. Allerdings habe ich ein Publicityproblem. Direkt als ich ankam, freute ich mich über eine Fahne, die ein Bild der Erde zeigte. Bis ich mein Telefon zum Fotografieren ausgepackt hatte, sah das Bild dann leider so aus:

Ich bin nicht ganz sicher, wieviele so wie ich mit dem Fahrrad kommen müssten, damit wir auch überzeugend genug gegen Autoverkehr demonstrieren können, vermute aber, dass wir zu wenig waren.

Die Aktivist*innen sagten, dasses ihnen auch um die Erprobung neuer Lebensweisen ginge. Der Wald ist ein Ort, wo mir das Teilen leicht fällt, das ist schonmal ein Anfang vom Ende des Kapitalismus.

Solidarität!

Letzten Samstag war ich auf der Marburger Demo gegen rechten Terror anlässlich der Morde in Halle.

Der Träger dieses Schildes ging später lange drei Verbindungsstudenten mit schwarz rot goldenen Schärpen hinterher.

Das war wahrscheinlich meine erste Demo zusammen mit Verbindungstudenten und Antifas.

Der Oberbürgermeister hat in seiner Rede oft „wir“ gesagt, wir ließen uns nicht spalten. Ich muss allerdings sagen, dass ich mich von den Verbindungsstudenten ziemlich abgespalten fühle, ich wüsste gerne, wie sie zu ihren rechtsextremen Verbindungskollegen stehen und wem im Zweifel ihre Solidarität gilt: „Uns“ oder denen.

Außerdem hat Thomas Spieß den Begriff „demokratische Gemeinschaft“ verwendet, ich halte das für Ideologie und stimme demgegenüber der Repräsentantin der Stadtverordnetenversammlung zu, die gesagt hat, dass ungerechte Verteilung zwischen oben und unten und nicht zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft stattfindet, und dass wir das auch benennen müssen, wenn die Rechten Neiddebatten schüren.

Danni bleibt!

Heute war ich mit Freund*innen auf dem Sonntagsspaziergang im Dannenröder Forst, ein inspirierender und schöner Ort, Klettertraining für große und kleine Menschen, Selbstverteidigung der Natur durch Baumbesetzungen und viele unterschiedliche Menschen aus Stadt und Land und allen Generationen, die gemeinsam auf den Widerspruch zwischen Lippenbekenntnissen und Realpolitik aufmerksam machten.

Unfassbar, dass einfach weiterasphaltiert werden soll, obwohl wir mit 1,5 Millionen Menschen auf die Straße gegangen sind, damit endlich mehr Radwege und Bahnlinien und weniger fossiler Individualverkehr unsere Mobilität prägen.

Zugegebenermaßen sind wir die 25 km von Marburg aus auch zu zweit in einem Auto gefahren, also so eine Art Minikollektivverkehr, der auch nicht viel besser ist. Wir haben es einfach verpeilt, rechtzeitig die Anfahrt mit Rad und Bahn zu planen.

Das ist eine Erfahrung, die ich mitnehme: Die Natur zu achten heißt auch planen und strategisch denken. Das nächste Mal hole ich mir die Infos rechtzeitig und lasse das Auto stehen.

Glücklicherweise ist das Auto ein Elektroauto vom Carsharing und fährt mit Ökostrom. Also vielleicht habe ich einen Kompromiss gemacht, mit dem ich meiner Persona noch in die Augen sehen kann.

Hartmut Rosa schreibt, eine Dimension von Verfügbarkeit sei Erreichbarkeit, und diese werde immer weiter gesteigert, führe aber zu einem verhärteten Weltverhältnis, wenn wir uns nicht Resonanzerfahrungen öffnen, für die Erreichbarkeit eine Bedingung, aber keine Garantie ist.

Ich habe heute Resonanz erfahren, als wir Musik für alle gemacht haben, und später ein*e Aktivist*in auf dem Baum auf einer Flöte die Melodie von Troika nachgespielt hat, die wir mit zwei Geigen gespielt hatten. Und dann ist die Aktivist*in in eine Improvisation geglitten, gerade, als ich die Melodie hörte. Und hat den Wald mit aufstachelnden Klängen gefüllt.

Das nächste Mal werden wir Zug und Fahrrad fahren und Lieder zum Mitsingen vorbereiten. Der Wunsch einer älteren Frau war: „We shall overcome“. Yes we shall.